In letzter Zeit sind etliche deutsche Neueinwanderer in Paraguay angekommen. Nicht gerade wenige mit Kindern, bei denen sich immer wieder die Frage stellt, ob sie in die Schule gehen oder anderweitig beschult werden sollten.
Seitens der Gesetzeslage ist die Situation eindeutig: Es gibt in Paraguay eine achtjährige Schulpflicht. Wer seine Kinder nicht zur Schule schickt, kann bestraft werden und gelegentlich wird den Eltern sogar das Sorgerecht entzogen.
Vielfach wird seitens der deutschen Neueinwander argumentiert, das Bildungssystem in Paraguay sei so schlecht und die Kinder müssten doch etwas lernen. Ja, beides ist richtig. Was aber nicht bedeutet, dass eines das andere ausschließen muss.
Wer seine Kinder zuhause schult – und dazu zählen auch die existierenden Internetangebote deutscher Schulen – übersieht dabei aber die für das spätere Leben extrem wichtigen sozialen Aspekte. Die deutschen Kinder lernen nicht, sich in Paraguay zurechtzufinden, sie kennen weder die Gepflogenheiten, die Geschichte und das Leben der Paraguayer noch sprechen sie nach kurzer Zeit Spanisch und Guarani wie ihre Muttersprache. Denn das lernen sie nur in der Schule. Und soziale Kontakte haben sie auch nicht.
Aber genau darauf kommt es an, wenn das Kind später in Paraguay leben soll (und will).
Ein deutscher schulischer Abschluss ist völlig unbedeutend in Paraguay – und im Rest der Welt. Die Kinder, die in Paraguay ihre Ausbildung machen, können später auf fast alle Universitäten weltweit gehen, nur nicht in Deutschland.
Na und? Wer mit einem deutschen Abitur nach Oxford zum Studium geht ist im Durchschnitt zwei Jahre älter als alle anderen Studienkollegen aus der ganzen Welt. Weil man in Deutschland ganz besonders lange für ein Abitur braucht.
Im übrigen gibt es in Paraguay den gleichen Trend wie in allen Ländern: Alle wollen studieren, niemand will beispielsweise ein Handwerk erlernen. Handwerk hat auch in Paraguay Zukunft und einen goldenen Boden.
Es ist später für die zuhause geschulten Kinder fast unmöglich, in Paraguay eine Arbeitsstelle zu bekommen. Wird nach Qualifikationen gefragt, können keine vorgewiesen werden. Nicht mal ein paraguayischer Schulabschluss.
Im Grunde genommen ist das Verhalten der Eltern hier das gleiche, was man den Ausländern in Deutschland vorwirft: Die Kinder werden in Koranschulen geschickt, damit sie was “Anständiges” lernen. Die Eltern grenzen sich ab, bevorzugen "Ghettobildung" und sind nicht bereit, sich im Land zu integrieren. Und verwehren ihren Kindern die Integration ebenfalls.
Die Ausbildung der Kinder im Homescooling ist darauf ausgelegt, dass die Kinder Paraguay alsbald fürchterlich finden und später das Land zwangläufig verlassen müssen, um “etwas werden” zu können. Ist das wirklich das Ziel?
Fazit: Es wäre sicher am sinnvollsten, die Kinder in die Schule gehen zu lassen und das fehlende Wissen zuhause zu ergänzen.

