Krankenversicherung: Nötig oder nicht?

Viele Neueinwanderer, die nach Paraguay kommen oder kommen wollen, sind verunsichert: Benötige ich eine Krankenversicherung oder nicht? Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden; sie hängt von den individuellen Gegebenheiten ab.

Und sie hängt davon ab, welche Krankenversicherung man wählt, falls man überhaupt eine wählt. Die Versicherungsbedingungen sind recht unterschiedlich. Daher sollte man das "Kleingedruckte" sorgfältig lesen.

Wir können aber einige allgemeine Hinweise geben, die zu einer Entscheidungsfindung beitragen.

Das Gesundheitssystem in Paraguay

Das Gesundheitssystem in Paraguay ist anders organisiert als in Deutschland. Es gibt öffentliche Krankenhäuser und private. In den öffentlichen Krankenhäusern arbeiten überwiegend Ärzte, die in Paraguay studiert haben, in den privaten jene, die im Ausland studiert haben. Das Protektionsgesetz verbietet Ausländern, die im Ausland studiert haben, in öffentlichen Krankenhäusern zu arbeiten. Was dazu führt, dass die Ärzte in den privaten Krankenhäusern in der Regel besser ausgebildet sind als die paraguayischen Ärzte.

Allerdings werden Ärzte in den privaten Krankenhäusern nicht fest angestellt, sondern haben ihre festen Sprechstunden oder Operationstermine. Das führt dazu, dass ein Arzt jeden Tag in einem anderen Krankenhaus arbeitet. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Arzt ist nicht nur in Asunción zu finden, sondern auch in Krankenhäusern auf dem Land.

Das bedeutet aber auch, dass es beispielsweise bei Operationen sehr gravierende Preisunterschiede je nach Lage des Krankenhauses gibt. Eine Operation, die in einem Luxuskrankenhaus in Asunción 8 Millionen Gs kostet, ist auf dem Land für 4 Millionen Gs oder sogar nur 2 Millionen Gs zu bekommen. Immer der gleiche Arzt, nur das jeweilige Krankenhaus hat einen anderen Kostenfaktor.

Kosten im öffentlichen Gesundheitssystem

Wer als Ausländer eine paraguayische Cedula besitzt ist den Paraguayern zu 100% gleichgestellt. Das bedeutet, dass die medizinische Versorgung kostenlos ist. Der Nachteil ist, dass man sich bei den Paraguayern einreihen muss, die auf eine Behandlung warten und nicht unbedingt auf hochqualifizierte Ärzte trifft. Ausnahmen sind recht oft die Notaufnahmen der öffentlichen Krankenhäuser, die in letzter Zeit ordentlich ausgestattet wurden und mit gutem, meist recht erfahrenem Personal aufwarten können.

Grundsätzlich ist nur die Arbeitsleitung kostenlos, benötigte Arbeitsmittel wie Verbandsstoffe, Medikamente oder CDs für ein CT müssen in der Regel selbst bezahlt werden. Kosten für Operationen sind daher wesentlich niedriger als  in den privaten Krankenhäusern.

Krankenversicherung

In der Tat sind Krankenhausbehandlungen in Asunción und dem Umland sehr deutlich teurer als auf dem Land. Genau darauf sind die Tarife der Krankenversicherung ausgerichtet.

Jede Krankenkasse hat Listen mit Vertragsärzten und Krankenhäusern, die allerdings immer dünner gesät sind, je weiter man von Asunción entfernt ist. Sollte einem etwas Gravierendes auf dem Land passieren, wird das trotz Krankenkasse Kosten verursachen, weil gerade das Krankenhaus, in das man eingeliefert wird, keinen Vertrag mit genau dieser Krankenkasse hat.

Allerdings ist in der Regel (Ausnahmen gibt es gegen satte Aufpreise) einiges ausgeschlossen, was zu der Überlegung führt, ob sich eine Krankenversicherung abzuschließen wirklich lohnt.

Ausschlüsse:

  • Vorerkrankungen
  • Arztbesuche
  • Medikamente, Verbandsstoffe, sonstiges Material
  • Gehhilfen
  • Sehhilfen
  • Zahnersatz
  • Plastische Chirurgie
  • Zweit-OPs
  • Transportleistungen

Der wesentliche Punkt ist eher, dass man als Neueinwanderer nicht einschätzen kann, was medizinische Leistungen tatsächlich kosten. Gerade, wenn man auf dem Land wohnt sind sie sehr viel niedriger als gedacht. Denn der finanziell nicht gut gestellte Paraguayer muss sie ja auch bezahlen können.

Reale Beispiele, wie sie passiert sind:

Entfernung der Gebärmutter wegen Krebs

  • Asunción: 8.000.000 Gs
  • Capiatá: 4.000.000 Gs
  • Paraguarí: 2.000.000 Gs

Herz-OP (es wurden 2 Stents gesetzt)

  • Asunción: 60.000.000 Gs
  • Ypacaraí: 33.000.000 Gs
  • Eusebio Ayala: 12.000.000 Gs

Fazit

Möchte man extreme Situationen mit einer Krankenversicherung abdecken, ist man mit einer Krankenversicherung gut bedient. 99,9% aller medizinischen Fälle sind aber keine Extremfälle, bei denenen eine Krankenversicherung in der Regel sowieso nicht greift. Besser ist, monatlich Geld zurückzulegen, um dann bereits nach einem Jahr ausreichend Geld für eine größere OP zusammen zu haben.

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